Was ist Fesselflug?

Speed-Geier
Heisse Flitzer an glühenden Stahldrähten - der blanke Fesselflug - Wahnsinn!

Natürlich kann man über Fesselflug nur das Tollste und Schönste schreiben, wenn der Tag lang ist und die Phantasie mit dem Schreiber durchgeht. Sicherlich ist jeder Fesselflieger davon überzeugt, den Sport der Superlative oder das obergeilste Hobby auf der Welt zu haben. Das sagt aber jeder RC-Flieger und jede Verbrenner-Wasserratte auch von seiner Freizeitbeschäftigung. Deshalb ist es auch nicht mit der Aussage "Fesselflug ist schön!" getan (siehe oben):

es ist der Wahnsinn!
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Dieser Bericht ist deshalb auch nur ein gutgemeinter Versuch, ein wenig von der Atmosphäre zu vermitteln, die (in diesem Falle mich) immer noch nach 35 Jahren packt, wenn ich mit einem Haufen Gleichgesinnter auf einem Wettbewerb oder einer F2 - Veranstaltung zusammenkomme (auch wenn das mehrmals im Jahr passiert!). Wahrscheinlich ist das Ergebnis vergleichbar mit starker Drogensucht: einige Minuten nach Ende des Wettbewerbes (der ja mehrere Tage dauern kann) und auf der Heimfahrt atme ich erleichtert auf und denke 'Gottseidank ist ja jetzt mal wieder alles vorbei und ab nach hause!' Aber schon 2 Tage später fehlt mir der Rizinusduft (das Motorengeräusch ist ja schon lange bei mir latent in Form meines Tinitus vorhanden) und die Zugbelastung an meinem rechten Arm. Gut, daß die Wettbewerbe so reichlich übers ganze Jahr verteilt sind, freue ich mich dann und liebkose meinen Terminkalender.

BRD Fesselflug-Nationalmannschaft 98 in Kiew/Ukraine
15 Control-Leinen-Chaoten im Wodka-Country

Sollte der nachfolgende Bericht über das Ziel hinausschießen, so bitte ich a) um Verständnis und b) um eine Nachricht, wie etwas verbessert oder verständlicher gemacht werden sollte.

Ich sage Ihnen, daß ich Fesselmodellflieger bin und Sie sagen mir, was Sie denken?

Vorurteile sind in Unmengen vorhanden, und der Ausspruch "Ich bin Fesselmodellflieger!" war und ist immer wieder die Meßlatte für Toleranzgrenzen bei Modellflug-Kameraden anderer Modellflugsportarten. Von Ablehnung über Neugier bis zum "Irgendwasgehörthaben" bezüglich dieser Modellflugart war und ist leider immer noch alles mögliche an Unwissen, Falschheiten und Halbwahrem in Umlauf.

Fesselmodellfliegen ist eine Motormodellflugkategorie, nicht zu verwechseln mit Fesselballonaktivitäten oder Fesseldrachenkunstflug. Fesselflug ist neben dem Freiflug der älteste Modellsportzweig, und mit absoluter Sicherheit gab es eher Fesselflugsteuergriffe als Fernsteuerungsanlagen.

Wettbewerbs-Fesselflug ist Leistungssport, aber natürlich gibt es Fesselflug-Freunde, die keine "Treppchen"-Ambitionen verfolgen, sondern nur zum Spaß auf den Modellflugplatz gehen. Egal, ob Sport- oder Sonntagsfliegerei: alle diese Leute geben ein Beispiel für die Individualität, die den Fesselmodellflug auszeichnet.

So ging es los: in "grauer Modellflugvorzeit" begannen einige experimentierfreudige Modellbauer mit dem "Prähistorischen Fesselflug". Kleine Modellchen wurden an eine Art Peitsche gehängt und im Kreis herumgeschleudert. Einen Namen hatte das auch, und zwar einen englischen: "Wipp-Power"! Eine schöne Bezeichnung für eine harmlose Sache.

Vorbildliche Fesselflug Anlage in Kiew
Ein Paradies für Fesselflieger, leider zu weit östlich.

Nach der Erfindung der Modellmotoren und verschiedener Fesselflugtechniken-mehr oder weniger gelungen - entwickelte ein Amerikaner das sogenannte "U-Control-System". Mittels zweier dünner Steuerdrähte, auf der einen Seite an einen Steuergriff und auf der anderen Seite an einem Steuermechanismus im Modell befestigt, wird das Flugzeug kontrolliert und geflogen. Der Pilot bewegt durch Hand und Armbewegungen das Höhenruder des Flugzeuges. Die Steuerdrähte sind - je nach Größe des Modells und Hubraum des Motors - bis zu 20 m lang und bestehen aus hochbelastbaren, zum Teil mehrfach miteinander verdrillten Spezialdrähten mit 0.3 mm bis 0.5 mm Durchmesser. Die Kunst des Fesselfluges besteht darin, das durch einen Verbrennungs-, Elektromotor oder ein Strahltriebwerk angetriebene Modell in einer stabilen Kreisbahn zu halten (entgegen dem Uhrzeigersinn). Ein weiterer Beweis des Könnens ist die Landung oberhalb bzw. auf der Startfläche. Wer es schafft, nicht zum Spaten greifen zu müssen, darf sich als Fesselflieger der gehobenen Kategorie betrachten. Mit dem fliegerischen Geschick wächst die fesselfliegerische Abenteuerlust. Der Experimentierfreude sind (fast) keine Grenzen gesetzt, doch gehört das von einigen Kollegen aus den anderen Modellfluglagern in die Welt gesetzte Gerücht, im Fesselflug fliege alles, was einen Motor vorne dran habe, in die gleichnamige Küche. Im Gegensatz zum ferngesteuerten Bereich hält sich die Gigantomanie im Fesselmodellflug sowieso in Grenzen. Ein Modell mit einem 10 ccm Motor bzw. zwei 5er Motoren oder vier 2.5er Motoren oder ... ist für einen Menschen ohne Bodybuilding-Jahres-Abo gerade noch zu fliegen - ein starker Arm ist angesagt, jedenfalls für große Flugzeuge.

Das, was zum größten Teil die Fesselflugbegeisterung ausmacht, ist das unmittelbare fliegerische Erlebnis. Jede Handbewegung führt zu einer Flugbewegung des Modells, und diese Technik wird beispielsweise in den fünf offiziellen Wettbewerbsdisziplinen auf verschiedene Art und Weise genutzt.

Apropos Technik: wußten Sie, daß ein Großteil der heute im gesamten Modellbau vorhandenen Technik im Fesselflug ihre Entwicklung und Serienreife fand? Viele Motoren wurden von Fesselfliegern entwickelt, getestet und zu Höchstleistungen gebracht. Glasfaser- und Kohlefaser-Bautechniken wurden erstmalig im Fesselflug ausprobiert, und Materialien wie Metalle und Kunststoffe, die aus dem heutigen Modellbau nicht mehr wegzudenken sind, wurden schon vor "Baukasten-Nutzung" von Fesselfliegern eingesetzt. Ganz schön kluge Kerlchen, diese Leute. Sie haben es verdient, daß man sie ernst nimmt!

Wieder zurück zur Fesselfliegerei als Modellflug - Sport:

Wie in jedem Wettbewerbsreglement haben auch die leinengesteuerten Modelle spezielle Kategorien.

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Geschwindigkeit ist keine Hexerei

Da wäre zum ersten die Sparte "Geschwindigkeit" mit der höchst phantasievollen internationalen Klassifizierung F2A. Der Spartenname ist Programm: ein Flugzeug muß eine Strecke von genau 1 Kilometer Länge so schnell wie möglich durchfliegen - im Kreis natürlich! Das Modell besitzt alle Voraussetzungen für "WETTEN DASS ...", nämlich wetten dass es möglich ist, mit einem Flugzeug, bestehend aus einer Flügelhälfte, einer Höhenleitwerkshälfte, einer Propellerhälfte und einem 2.5 ccm Motor (mit einem Zylinder) mindestens 270 km/h schnell zu fliegen!?

Fluggerät für Speed

Dieses Fluggerät sieht vor dem Start schon so aus, als habe es den Absturz gerade hinter sich.

Die Fesselflieger haben das Problem der exakten Geschwindigkeitsmessung sehr einfach gelöst: Länge der Steuerleinen von Modellmitte bis Steuergriff-Achse beträgt genau 17.69 m (entspricht dem Kreisradius). Während des Fluges legt der Pilot den Griff in einen speziell konstruierten, drehbar gelagerten Gabelmast in der Kreismitte ... und geht Kaffeetrinken, während das Modell fliegt?! Denkste: Der gute Mensch muß während des Fluges natürlich den Griff festhalten, ganz schnell um diesen Mast herumwetzen und dabei noch das Modell steuern, damit es eine gleichmäßige Flugbahn fliegen kann. Das geht über 9 Runden (= exakt 1 Kilometer) und wird auf die Hunderstelsekunde genau gemessen. Das ist überaus anstrengend, besonders dann, wenn das Modell mit ca. 280 km/h den Piloten in 1.5 Sekunden einmal um den Gabelmast treibt. Wer den Weltrekord von 306 km/h fliegen will, braucht Sprinterqualitäten wie ein Hundertmeterläufer. Müßig zu sagen, daß so ein Flugzeug pure Technik beherbergt: Kohlefaserrümpfe und -leitwerk, Aluflügel mit Kohlefaserholm, Abstellvorrichtung für den Motor, teilweise fliehkraftgeregelte Spritzufuhr, speziell präparierter Motor, CW-Wert nicht mehr meßbar, Spezialschalldämpfer und und und ... Als Treibstoff kommt natürlich nur "Biosprit" in frage: Methanol und Rizinusöl ... sonst nix. Dopingmittel sind laut Reglement verboten!

Start von Norbert Schmitz zu einem 282 km/h Flug in Neu Seeland.
Sprinterqualitäten sind gefragt: Startphase Speed!

Speed-Fesselflug ist was für Technik-Freaks, die versuchen, daß letzte Verbrennungsfünkchen im Motor noch in Stundenkilometer umzusetzen.

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Action pur

Schnelligkeitsfanatiker sind auch die sogen. "Team-Racer"; übersetzt heißt die Sportart "Mannschaftsrennen" oder F2C. Hier geht es darum, daß ein Team (bestehend aus Pilot und Mechaniker) eine Strecke von 10 km = 100 Runden (in den Finalrunden 20km = 200 Runden) mit 15.92 m Steuerkabellänge möglichst schnell hinter sich bringt. Die Leutchen müssen das nicht unbedingt selber tun, sondern sollten das Modellflugzeug auf die Reise schicken. Jetzt stelle man sich vor: drei Piloten im Kreismittelpunkt, drei Mechaniker gleichmäßig am Außenkreis (Asphaltpiste) verteilt, jeweils 1 Modell und die Kontrolle durch eine überaus wachsame Jury. Auf Kommando werden die Motoren per flinkem Finger gestartet und ab geht das "Zäpfchen"! Der geneigte Leser könnte jetzt auf den Gedanken kommen: schön, mal Zeit zum Quatschen für die Piloten.

Team Race Modell

Nix da! Die haben genug damit zu tun, sich gegenseitig nicht zu behindern, regelmäßig zu überholen, zwischendurch zu landen, um Treibstoff aufzunehmen und wieder zu starten. Und genau hier liegt der Hase in der Pfeffersoße begraben: der Tankinhalt ist limitiert auf ein paar Kubikzentimeter Treibstoff. Das reicht für 30 - 33 Runden - dann muß nachgetankt werden. Haben Sie schon einmal Zwischenlandungen (sogenannte Pitstops) von 3 - 4 Sekunden miterlebt - wohlgemerkt ... Modell landen, Mechaniker fängt das Modell, tankt auf, wirft den Motor wieder an (gelingt Könnern auf den ersten Fingerschlag) und gibt das Modell zum Rennen erneut frei?! So schnell können Sie als Zuschauer garnicht hinsehen, auch, weil manchmal Situationen entstehen, wo es haarscharf an Kollisionen vorbeigeht: der Eine landet, der Andere startet und der Dritte fliegt noch. Oft passiert es, daß alle gleichzeitig landen, starten oder überholen. Und das alles bei Geschwindigkeiten von etwa 170 km/h.

Chinesische Team - Race Modelle
Chön bunt, abel nicht chön chnell - Chinesische Team-Lace-Flitzel!

I Ich habe schon Zuschauer gesehen, die ihre Fingernägel bis zum Oberarm abgeknabbert haben, weil die Spannung unerträglich war. Es gehören ab und zu Crashs oder Abstürze zum Rennen - selten zwar, aber immerhin - eine Asphaltpiste kann für ein Teamracer - Modell und einen Motor sehr hart sein.

Vorraussetzung für Konkurrenzfähigkeit ist eine exakt abgestimmte Technik: 2.5 ccm Motor mit Abstell- und Schnelltankvorrichtung, ein leichtes Modell, geheime Spritmischungen; gute Mechanikerarbeit und ein konditionell hervorragend vorbereiteter Pilot sind unabdingbar.

In dieser Klasse kommt noch der gute alte Dieselmotor voll zum Einsatz, doch der hat mit den Zerknalltreiblingen vergangener Zeiten nur noch wenig gemeinsam.

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Ästhetik des Kunstfluges
Claus Maikis
Ton in Ton

Etwas gemütlicher geht es bei den Kunstfliegern zu.

Wie der Name schon sagt: es ist eine Kunst, das international festgelegte Flugprogramm der Klasse F2B so zu absolvieren, daß die Punktrichter Höchstnoten herausrücken. Man munkelt, daß Modell, Motor, Propeller, die Kleidung des Piloten und das Spritgemisch - farblich aufeinander abgestimmt - Pluspunkte bei der Jury einbringen. Die Augenfarbe des Piloten spielt keine Rolle ... oder etwa doch?
Wenn jetzt noch das Flugprogramm für ein Jurymitglied erkennbar ist (Loopings rund, drei- und viereckig, Achterfiguren rund und eckig, Rücken- und Messerflug, Kleeblatt und Sanduhr, sauberer Start und ebensolche Landung etc.), steht der Pokalübergabe auf dem "Treppchen" kaum etwas im Wege. Die Flugzeuge sind betreffend der Farbgestaltung, Konstruktion und Bauausführung in der Regel bestechende Schmuckstücke. Solch eine Lackoberfläche findet sich sonst nur an teuer bezahlten Oldtimer - Autos. Ich wage die Behauptung, daß es wenige Flugmodelle in anderen Modellflugklassen in Puncto Schönheit und Flugverhalten mit den Akrobatik - Modellen im Fesselflug aufnehmen können.

Kunstflugmodell

Ein sehr ästhetisches Flugbild, ein Motor (zwischen 6 und 10 ccm Hubraum) mit Rolls Royce - Soundqualität, tolle Flugfiguren und nicht zuletzt das Können des Piloten sind die beste Werbung für den Fesselmodellflug.


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Heiße Sache

Wie andere Modellflugklassen haben auch die Fesselflieger ihre RABAUKEN! ... F2D, Combat, Fuchsjagd - man muß das gesehen haben! In keiner anderen Fesselflugklasse geht es so heiß her wie in dieser. Auch Combat ist Teamarbeit: ein Pilot, zwei Mechaniker und (pro Runde) zwei Modelle gehören dazu.

Start frei
Gute Mechaniker haben einiges zu tun

Volltreffer
Schlecht getroffen ist auch kaputt
Combat - Modell

In einer Fuchsjagd wird das Ganze verdoppelt. Zwei Piloten versuchen, sich gegenseitig einen an den Flugzeugen angebrachten Krepppapierstreifen von 3 m Länge abzuscheiden. Das Schneiden soll der Propeller des angreifenden Modells übernehmen. Wie man sich denken kann, gehören hier Luftzusammenstöße, Abstürze, Steuerkabelverwicklungen und kaputte Flugzeuge zum Wettbewerbsgeschehen, kritisch und penibel genau von einer Jury beobachtet, die Regelverstöße mit Strafpunkten oder sogar Disqualifikationen ahndet, wenn´s zu hart wird. Die Flugzeuge sehen aus wie Flügel ohne Rumpf mit vorne angeschraubtem Motor und einer Steuerklappe hintendran. Der Motor hat 2.5 ccm Hubraum und bringt das "fliegende Brett" auf ca. 170 km/h. Das Tolle daran ist die unerhörte Wendigkeit: Loopings mit ca 2 m Durchmesser bei "vollem Speed" sind kein Problem. Die Modelle sind trotz Leichtbauweise so stabil, daß ein Absturz oder Zusammenstoß meist keine zerstörerische Wirkung hat. Im Notfall kann immer noch das Reservemodell eingesetzt und das Hauptflugzeug repariert werden - Hauptsache, es geschieht alles innerhalb 4 Minuten, denn dann ist die Jagd abgepfiffen. Jeder (auch kleinste) Schnitt zählt 100 Punkte, jede Sekunde Flugzeit ein Punkt; Bodenzeit mindert das Gesamtergebnis. Auch hier: Top - Piloten, flinke Mechaniker, schnelle Finger zum Motoranwerfen und zuverlässige Technik sind gefragt.

Auf Flugtagen hat so manche Combat-Vorführung den Kollegen aus der RC-Ecke das Publikum langfristig entzogen und für Nachwuchs im Fesselflug gesorgt - ehrlich!

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Die Perfektionisten

Was wäre der Fesselmodellflug ohne die Jungs aus dem Perfektionismus - Bereich. Da gibt es Leute, die jahrelang im Baukeller hocken und nur eines im Sinn haben, nämlich ein Flugzeugmodell zu bauen, welches einem Original - Flugzeug so ähnlich wie möglich nachgebildet ist. Vorbildgetreu heißt das Motto (engisch "Scale") und im Regelbuch F4B.

Da hortet man Lackiervorlagen, Pläne, Originalzeichnungen, Typenbücher, Detailfotos, kontaktiert Konstrukteure, Firmenchefs, Verteidigungsminister, Privatpiloten und versucht, eine Unmenge an Details in ein Modell einzubringen (wie z.B. Einziehfahrwerke, Bord- und Positionsbeleuchtungen, Kartenfächer, funktionierende Minibatterien und Cockpitarmaturen; Doppeldecker-Piloten mit Udet-Ähnlichkeit oder Richthofen-Nachbildungen sitzen hinter dem Steuerknüppel in Original-Lederbekleidung); da werden Nachfolge-Elektroniken eingebaut, die über eine dritte Steuerleine betätigt bestimmte Funktionen abrufen; Signale werden durch isolierte Steuerdrähte per umgebauter RC-Sender in das Modell geschickt (die einzige Anwendung für RC, die im Fesselflug akzeptiert wird); da wird das Flugzeug farblich so gestaltet, dass man glaubt, es sei gerade auf einer Schlammpiste gelandet oder aber der Ölkühler habe dem Feindbeschuß nicht standgehalten. Und wenn man sich vor das Modell hockt, hat man oft ganz einfach das Gefühl, es handele sich um das Originalflugzeug - nur der eigene Hormonhaushalt habe beim Betrachter einen Wachstumsschub bewirkt. Und das alles geschieht, um (nicht nur) der Jury zu beweisen, daß man ja "eigentlich" auch kein Modell gebaut hat!

Doppeldecker von Werner Häkel
Ist schön, fliegt schön

Viele dieser Scale-Modellflieger haben in den letzten Jahren sehr schmerzhaft dazugelernt: fast jeder fliegt in einer anderen F2-Kategorie und erhält so das notwendige Flugtraining. Oftmals wurde durch diese langen Bauphasen das Fliegen vernachlässigt und durch Flugfehler das schöne neue und aufwendig gebaute Flugzeug böse zerdeppert - ich habe erwachsene Männer lange weinen sehen!

Aber das ist lange Vergangenheit. Scale-Modelle fliegen zu sehen ist ein Anblick, der selbst abgeklärten Fachleuten ab und zu wohlige Schauer den Rücken herunterrieseln läßt: eine 4-motorige Maschine mit synchron laufenden Motoren oder ein rasselnder Dreidecker, ein Sportflugzeug mit Sonderfunktionen und vieles andere mehr.

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Diese fünf offiziellen Wettbewerbsklassen werden auf Landes-, Europa- und Weltmeisterschaften sowie auf Internationalen Wettbewerben geflogen.

In anderen Ländern gibt es weitere nationale Unterteilungen in Klassen mit 0.8, 1.5, 5 und 10 ccm Motoren sowie Sonderwettbewerbe (z.B. das "Carrier-Deck"-Fliegen, eine Flugzeugträgersimulation mit Langsam-, Schnellfliegen und Zwischenlandung). Es gibt Wettbewerbe für Strahltriebwerke oder Einleinen-Fesselflug (Monoline-Technik).

Kunstflug - Doppeldecker aus Holland
Jubiläumswettbewerb Daedalus/Amsterdam

Eine sehr schöne Sache, die sich hoffentlich weiter durchsetzen wird, sind Treffen von Fesselfliegern, die sich mit Fesselflugmodellen der Frühzeit bzw. der 50er/60er Jahre beschäftigen und ihren Spaß daran haben.

Leider war es bis vor kurzem für Leute, die sich fesselfliegerisch betätigen wollten, problematisch, notwendige Informationen zu bekommen. In den einschlägigen Katalogen der großen Modellbaufirmen ist nur noch selten ein Fesselflugmodell aufgeführt. Das heißt aber noch lange nicht, daß es nichts für den Interessenten gibt.

Einige deutsche Modellflugzeitschriften (Flug- und Modell-Technik-Bauplanheft -, Modellflug International) haben hervorragende Bauplansammlungen mit durchaus interessanten Fesselflug-Konstruktionen aus den verschiedenen Kategorien, und es lohnt sich wirklich, ein bißchen aufmerksam zu stöbern. Es gibt in Deutschland und im europäischen Ausland Firmen und Modellbauer, die Fesselflug-Modelle als Baukasten oder -plan herausbringen und auch das notwendige Zubehör anbieten.

Selbst die Fesselflugsportler sind reichlich aktiv: seit einigen Jahren ist eine Zunahme von Wettbewerbs - Aktivitäten im gesamten Bundesgebiet und im benachbarten Ausland zu beobachten; schätzungsweise sind es etwa 10 - 12 Wettbewerbe in Deutschland, deren Besuch sich unbedingt empfiehlt.

gesehen auf der WM Kiew 98
Man beachte die geodätische Flügelbauweise (Flügelrippen unter 45 Grad)

Das Internet ist eine weitere Möglichkeit, an alle wichtigen Informationen zu kommen, die man braucht, um "gepflegt" seinen kleinen persönlichen Wahnsinn zu betreiben.

Und das, was man nicht tun sollte, ist "Gute Besserung" zu wünschen!

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